Unter dem Titel „Euro-Gruppe stellt Griechenland Ultimatum: Bail-out oder Grexit“ weisen die Deutschen Wirtschafts Nachrichten (DWN; Hervorhebungen durch uns) darauf hin, dass wir alle nicht nur mit 53 Mrd. € aus „Rettungspaketen“ haften, sondern dass beim Grexit zusätzlich naturgemäß hohe Ausfallrisiken  bei den Target-2-Forderungen und Forderungen aus sonstigen Kreditprogrammen bestehen. Die DWN schreibt u. a. Folgendes:

„Griechenland hat noch zehn Tage Zeit, um eine Verlängerung des Kreditprogramms zu beantragen, so Euro-Gruppenchef Dijsselbloem. Sonst droht der Zahlungsstopp. Die Syriza-Regierung in Athen hat allerdings die Zusammenarbeit mit der Troika für beendet erklärt….

Griechenland stehen aus dem ESFS-Programm noch 1,8 Milliarden Euro zur Auszahlung aus. Diese wurde auf Ende Februar gestreckt, damit Athen die vereinbarten Reformen umsetzt. Der Bundestag stimmte dem zu. Sollte das EFSF-Programm erneut zeitlich verlängert werden, müssten der Bundestag und auch andere Parlamente in der Eurozone dem wiederum seine Zustimmung geben. …

Allein im EFSF, woran die deutschen Steuerzahler mit rund 27 Prozent beteiligt sind, befinden sich demnach 44 Prozent der griechischen Schulden. Im ersten Kreditpaket für Griechenland aus dem Jahr 2010 stecken 15,2 Milliarden deutsche Steuergelder. (Entgegen anderslautenden Berichten befinden sich die griechischen Schulden derzeit nicht im ESM, der „Rettungsfonds“ EFSF wird jedoch vom ESM verwaltet.) …

Die EZB hatte unlängst direkte EZB-Kredite für griechische Banken ab Mittwoch kommender Woche ausgesetzt. Zugleich wurde eine Erhöhung zur Finanzierung des griechischen Staatshaushalts von derzeit 15 Milliarden Euro auf 25 Milliarden Euro mittels kurzlaufender Staatsanleihen (T-Bills) verweigert.

Andererseits erhöhte die EZB die ELA-Kredite für die griechische Zentralbank auf 60 Milliarden Euro. …

Diese Gelder dienen jedoch lediglich der Notfall-Versorgung der Geschäftsbanken, um einen Bank-run zu verhindern.

Der griechische Staat benötigt jedoch für seine laufenden Ausgaben Geld. Die Steuereinnahmen waren zuletzt um rund 4 Milliarden Euro ausgeblieben, da Griechenlands Steuerzahler offenbar erst einmal die Wahlen abwarten wollten.

Was geschieht also in den nächsten drei Wochen, wenn dem griechischen Staat endgültig die finanziellen Mittel ausgehen?

Szenario eins: Die Regierung verständigt sich mit den Gläubigern auf eine weitere Verlängerung des EFSF-Programms über Ende Februar hinaus, wonach noch 1,8 Milliarden Euro zur Zahlung an Griechenland ausstehen. Dies bedeutet gleichzeitig eine Vereinbarung mit der Eurogruppe (Euro-Länder) über vereinbarte Reformen.

Szenario zwei: Die griechische Regierung verständigt sich mit dem IWF über die vereinbarten, noch ausstehenden Zahlungen von 16,3 Milliarden Euro. Auch dies bedeutet wiederum eine Verständigung über Reformen (Konditionalität). Gleichwohl hatte der griechische Finanzminister Varoufakis betont, Griechenland wolle keine neuen Schulden mehr aufnehmen. Wie das zu bewerkstelligen sein soll, bleibt bisweilen sein Geheimnis.

Mitte März und Mitte Juni 2015 sind an den IWF jeweils 1,8 Milliarden Euro zurückzuzahlen. Es muss also bis dahin eine neue Vereinbarung mit dem IWF stehen. Spätestens Ende März würde Griechenland mit existenziellen Entscheidungen konfrontiert sein: entweder neue Kreditlinien zu akzeptieren oder die Euro-Mitgliedschaft aufzugeben.

Szenario drei: Griechenland verständigt sich mit seinen Gläubigern über ein neues Kreditprogramm. Dies würde bedeuten, dass es Gelder zur Finanzierung seines Staatshaushalts beim ESM beantragt.

Beim ESM wie beim Vorgänger-Fonds EFSF gibt es jedoch Regeln zur Überprüfung der Staatsausgaben. Es bedeutet, dass auch weiterhin Kontrolleure vor Ort in Athen sind, wie auch immer dieses Gremium dann umbenannt und womöglich demokratisch zusammengesetzt wird. Der ESM Vertrag besagt: „Die Gewährung aller erforderlichen Finanzhilfen im Rahmen des Mechanismus wird strengen Auflagen unterliegen.“ Wie bisher beim ESFS heißt dies eine strenge Sparpolitik. Ministerpräsident Tsipras bekundete jedoch am Donnerstag im griechischen Parlament, es würden keine weiteren Anordnungen aus Europa zu Sparmaßnahmen mehr entgegengenommen.

Im ESM-Vertrag heißt es unter Artikel 13 weiter: Es sei „zu bewerten, ob die öffentliche Verschuldung tragfähig ist. Diese Bewertung soll – sofern angemessen und möglich – zusammen mit dem IWF durchgeführt werden“.

Bei 175 Prozent der Staatsverschuldung Griechenlands im Verhältnis zum Brutto-Inlandsprodukt ist eine Schuldentragfähigkeit jedoch kaum positiv zu bewerten – in dem Sinne, dass sie tragfähig ist.

Szenario vier: Griechenland verabschiedet sich aus der Euro-Zone. Es hieße, dass auf einer Schulden-Konferenz Griechenland mit seinen Kreditgebern verhandeln müsste, welche Verbindlichkeiten das Land noch begleichen kann. Laut Holger Schmieding, Chefökonom der deutschen Berenberg-Bank, steht Deutschland mit 15,2 Milliarden für Kredite aus dem ersten griechischen „Rettungspaket“ ein und mit 38,5 Milliarden für das zweite.

Ausfallrisiken bestünden auch bei der EZB durch ELA- und sonstige Kredite an griechische Banken, Target2-Kredite, sowie bei der deutschen KfW-Bank, die dem griechischen Mittelstand Kredite gewährt hat. Um die griechischen Banken nicht vollends pleitegehen zu lassen, müsste die EU zudem die Geschäftsbanken rekapitalisieren, da Griechenland zunächst keine Gläubiger fände, die neue griechische Drachme-Staatsanleihen kauften.

Dies wird jedoch eher nicht geschehen. Die Aussagen, ein Domino-Effekt für andere Euroländer sei marginal, ist kaum haltbar. Die ökonomische Lage in den anderen Krisenländern ist immer noch heikel. Ein Austritt Griechenlands würde Spekulationen der Märkte hervorrufen, die auch die EZB nicht mehr abfedern könnte.“

Der vollständige Artikel ist veröffentlicht unter:

http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/02/07/euro-gruppe-stellt-griechenland-ultimatum-bail-out-oder-grexit/

siehe auch:

http://www.zerohedge.com/news/2015-02-06/eurogroup-gives-greece-10-day-ultimatum

Wir sind der Meinung, dass dieser Euro Europa spaltet.

Als überzeugte EUROPÄER sehen wir dies sehr kritisch – nicht allein wegen der immensen finanziellen Risiken (s.o.), sondern weil in Südeuropa einer ganzen Generation die Perspektive genommen wird!

Was ist das für eine verrückte (Währungs-)Politik, die ganze Nationen wirtschaftlich ins Elend stürzt, den europäischen Zusammenhalt gefährdet und die Haftungsrisiken des deutschen Steuerzahlers sukzessive erhöht?

Während im März 2010 noch 100 % der Haftungsrisiken für die griechischen Staatsschulden bei Banken, Versicherungen und Fonds  und damit bei den privaten Anteilseignern dieser Institutionen lagen, lagen diese Risiken bereits im August 2013 zu 81 % im öffentlichen Sektor (insbesondere bei den Euro-Staaten und der EZB) und damit beim europäischen Steuerzahler!

Deshalb: lieber ein Ende (dieses Euros) mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

Mehr unter:

http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/130808_GRIECHENLAND_SCHULDEN.jpg