Unter www.wiwo.de (Wirtschaftswoche online) zeigt Frank Träger eindrucksvoll die Folgen der EZB-Politik für jeden von uns auf:

„Der Bundesregierung ist die Eurorettung über den Kopf gewachsen. Die Mehrheit der Deutschen wird von der EZB finanziell in die Zange genommen.

Eigentlich könnte man sich still freuen über den Dammbruch. Immobilien- und Aktienbesitz kombiniert mit Schulden ist die profitable Konstellation nach dem Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB), in kurzer Zeit mehr als 1000 Milliarden frisch gedruckter Euro in die Finanzmärkte zu pumpen.

<  Trotzdem: Jeden muss die Sorge umtreiben, dass Merkel & Co. die „Eurorettung“ über den Kopf gewachsen ist. Die Bundeskanzlerin wird ihrer Verantwortung mangels Weitblicks nicht mehr gerecht. Die Deutschen sind mehrheitlich weder Aktionäre noch Immobilienbesitzer, sondern Mieter, Sparer und abhängig Beschäftigte. Und damit werden sie finanziell in die Zange genommen. Eigentlich müssten Millionen auf den Straßen protestieren, wenn sie denn nur verstünden, was auf sie zukommt. … Die EZB kauft jetzt Anleihen der Euroländer und betreibt Staatsfinanzierung. Dazu kommt die Entlastung durch künstlich niedrige Zinsen. Selbst marode europäische Banken erhalten praktisch unbegrenzt Liquidität zum Nulltarif. Statt dieses Geld in die reale Wirtschaft zu stecken, wo es benötigt wird, investieren die Banken aber lieber in Aktien – und am Immobilienmarkt, wo die Preise und Mieten stetig steigen. Mit den Kursgewinnen an der Börse sanieren die Banken ihre Kapitalbasis – geräuschlos und ohne öffentliche Empörung. Gleichzeitig wird an den internationalen Devisenmärkten der Euro zur Ramschwährung, wie früher Lira, Peseta und Franc. Binnen zwölf Monaten hat der Euro gegenüber dem Dollar um 16 Prozent abgewertet, gegenüber dem Schweizer Franken gar um 20 Prozent. Und der Euro wird weiter fallen. Die Politik und die deutsche Exportwirtschaft, die ein abstürzender Euro in den Exporthimmel katapultiert, bejubeln die dadurch angeblich erreichte Sicherheit der deutschen Arbeitsplätze.

 

 

Die Folgen für den Normalbürger

So wie im Fußball eine Rückrunde die Ergebnisse der Hinrunde auf den Kopf stellen kann, werden die Kosten der Eurorettung ihren Nutzen für Deutschland in den Schatten stellen. Der Euro war als Hartwährung konzipiert, vergleichbar mit der Deutschen Mark.  Doch kurz nach seiner Einführung machte das Wort vom „Teuro“ die Runde. Überall wurde großzügig bei der Umrechnung gerundet, so dass die gefühlte Inflation – und wahrscheinlich auch die tatsächliche – weit höher war als die Statistik glauben machen wollte. Das war der erste Streich. Dann kamen die Schuldenexzesse der Südländer. Man glaubte, es sich leisten zu können dank niedriger Euro-Zinsen. Und – richtig –  auch der deutsche Export hat von der schuldenfinanzierten Nachfrage anderer Euroländer profitiert. Aber nun rückt der Zahltag näher. Und es wird vermutlich nicht bei einem bleiben. Bereits jetzt verzinsen sich Sparguthaben nicht mehr. Eine eigenverantwortlich betriebene Altersvorsorge – eine politische Forderung früherer Tage – wird obsolet. Als nächstes wird die Inflationierungsstrategie der EZB aufgehen und es werden nicht nur die Schulden der Schuldner sondern auch die Sparguthaben der Sparer real entwertet. Der „Ramsch-Euro“ wird die Preise aller Importgüter stark steigen lassen und natürlich die Kosten für Reisen ins Ausland außerhalb der Eurozone. Schließlich sind die Deutschen nicht nur Exportweltmeister, sondern auch Reiseweltmeister. Schon jetzt ist die Inflation deutlich höher, rechnete man den mehr als halbierten Ölpreis einmal heraus. Was aber passierte, wenn der Ölpreis auf sein Ausgangsniveau zurückkehrt, sich also vom heutigen Preisniveau wieder mehr als verdoppelte?

Eine Währung, deren Wert international erodiert, wertet sämtliche Vermögensgegenstände einer Volkswirtschaft massiv ab – ihren Immobilienbestand, ihre Infrastruktur und ihre Unternehmen. Ausländische Investoren mit härterer Währung werden sich zu Spottpreisen die Filetstücke der deutschen Wirtschaft einverleiben und dort „Heuschreckenunheil“ anrichten können – mit schlimmen Folgen. Doch ist die Verzweiflung über den Vermögens- und Einkommensschwund erst einmal groß genug, dann beginnen Kreti und Pleti in Aktien zu investieren – wahrscheinlich kurz vor dem Platzen der Börsenblase. Die Banken dürften zu diesem Zeitpunkt bereits Kasse gemacht haben. Dann kommt die Zeit, Schlussbilanz zu ziehen für das Projekt Euro.““

 

Die Hervorhebungen oben stammen von uns. Den vollständigen Artikel finden Sie unter:

Dort finden Sie auch die Meinung von Top-Ökonomen zum Staatsanleihe-Kaufprogramm:
„Ökonomen zu den geplanten Staatsanleihenkäufen der EZB

  • Hans-Werner Sinn, ifo Institut

    „Die EZB sollte keine Staatspapiere kaufen, denn dann würde sie die Zinsen der Wackelstaaten weiter drücken und sie anregen, sich noch mehr zu verschulden. Der Kauf wird von Artikel 123 des EU-Vertrages zu Recht verboten, weil er einer verbotenen Monetisierung der Staatsschulden gleichkommt. Man sollte auch bedenken, dass selbst die US-Notenbank Fed keine Staatspapiere von Gliedstaaten kauft. Kalifornien, Illinois oder Minnesota stehen am Rande der Pleite, und doch hilft die Fed ihnen nicht mit Krediten. Es ist schlichtweg unakzeptabel, dass die EZB meilenweit über die Fed hinausgeht, obwohl Europa den gemeinsamen Bundesstaat noch gar nicht gegründet hat. Die EZB-Politik treibt die Staaten Europas in Gläubiger-Schuldner-Verhältnisse und wird längerfristig nichts als Streit und Spannungen erzeugen.“

  • Marcel Fratzscher, DIW

    „Die EZB verfehlt ihr Mandat der Preisstabilität und ist dabei, ihr wichtigstes Gut zu verlieren: ihre Glaubwürdigkeit. In letzter Instanz ist der Ankauf von Staatsanleihen durch die EZB ein notwendiges Übel, um ihrem Mandat gerecht zu werden. Je zögerlicher die EZB handelt, desto weniger effektiv ihre Geldpolitik und desto höher die Risiken.“

  • Michael Heise, Allianz Group

    „Ich sehe derzeit keine Deflationsgefahren, die Staatsanleihekäufe rechtfertigen könnten. Ohne die notwendigen Anpassungsprozesse in den Peripherieländern und dem ökonomisch vorteilhaften Ölpreisrückgang läge die aktuelle Inflationsrate in etwa um einen Prozentpunkt höher, als es derzeit der Fall ist. Die Jagd nach Rendite und die Risikobereitschaft an den Finanzmärkten würden weiter erhöht, der Anreiz, fürs Alter langfristig zu sparen, würde weiter vermindert.“

  • Holger Schmieding, Chefvolkswirt Berenberg Bank

    „Seit Anfang 2009 ist der Zuwachs der Geldmenge M3 mit durchschnittlich 1,7 Prozent weit hinter dem Referenzwert von 4,5 Prozent zurückgeblieben, den einst EZB und Bundesbank für sinnvoll hielten. Entsprechend schwächelt die Konjunktur, während der Preisauftrieb auch ohne Öl gefährlich nah an die Deflation herankommt. In dieser Lage muss die EZB mit einer Offenmarktpolitik gegenhalten, also mit dem Kauf von Anleihen auf dem offenen Markt, der auch Staatsanleihen umfassen sollte.“

  • Volker Wieland, Sachverständigenrat

    „Es ist nicht notwendig, nun auch noch mit breit angelegten Staatsanleihekäufen auf den Ölpreisverfall zu reagieren. Die EZB sollte nicht nur auf Deflationsrisiken schauen, sondern auch berücksichtigen, dass sie als Käufer von Staatsanleihen den Regierungen zusätzlichen Anreiz gäbe, notwendige Strukturreformen aufzuschieben.““